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Zirkuläres Bauen: Wege aus der Wegwerfgesellschaft

Wenn die Abrissbirne schwingt, bedeutet das nicht nur das Ende eines Gebäudes. Oft endet damit auch der Lebenszyklus der verbauten Materialien. Schutt, Holz, Backstein oder Metall landen in vielen Fällen auf der Müllhalde, ohne dass sie weiterverwertet werden.

Die Baubranche ist laut Statistischem Bundesamt für rund 60 Prozent der Abfälle in Deutschland verantwortlich, und das bei einem immer sichtbareren Ressourcenmangel. Selbst der für die Herstellung von Zement benötigte Sand wird knapp. Die UN warnt davor, dass sich in einer Wegwerfgesellschaft, in der Dinge nur kurz verwendet und dann entsorgt werden, der jährliche globale Ressourcenverbrauch bis 2060 verdoppeln wird – und die Treibhausgasemissionen weiter ansteigen. Bereits heute verursacht der Bausektor etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen.

Energieeffizienz beim Bauen

Um das zu ändern, gibt es für nachhaltiges Bauen unterschiedliche Ansätze. So zielt das energieeffiziente Bauen darauf ab, den Energieverbrauch von Gebäuden möglichst gering zu halten. Das gelingt in einem „Green Building“ beispielsweise über eine starke Dämmung oder auch durch den Einsatz erneuerbarer Energien, mit denen die Heizung oder der Stromverbrauch abgedeckt wird. Eine Novelle im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) bringt aktuell finanzielle Vorteile für Verbrauchende mit sich, die beispielsweise ihr das E-Auto mit einer eigenen Wallbox laden.

Was ist Zirkuläres Bauen?

Materalkreisläufe in der Zirkulären Wirtschaft

In der Bau- und Immobilienwirtschaft gewinnt das Konzept des zirkulären Bauens zunehmend an Bedeutung. Im zirkulären Bauen konzentriert sich die Bau- und Immobilienbranche darauf, bestehende Gebäude zu erhalten, aufzuwerten und als wertvolle Materialquelle für die Zukunft zu nutzen. Akteurinnen und Akteure setzen auf eine effiziente Verwendung vorhandener Materialströme und schaffen so nachhaltige Werte für kommende Generationen. Durch geschlossene Kreisläufe ermöglichen sie eine langfristige Nutzung, bei der über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes kein Abfall entsteht – und gleichzeitig zukunftsfähige Ressourcen gesichert werden. Diese Prinzipien des zirkulären Bauens sind eng mit den Zielen des Klimaschutzes verknüpft.

Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft

Kern der Kreislaufwirtschaft ist es, Materialien nicht mehr zu verbrauchen, sondern nur auf Zeit zu verwenden. Die britische Ellen McArthur Foundation betrachtet in ihrer Definition

der Kreislaufwirtschaft Materialströme als interagierende Kreisläufe, einen technischen und einen biologischen. Sie drängt darauf, Produktionskreisläufe in einer Circular Economy so zu gestalten, dass die Ressourcen darin ständig bewegt werden müssen. Sie betrachtet das als einen Weg aus der Wegwerfgesellschaft.

Für die Baubranche heißt das, ganz grundsätzliche Baumethoden von Neubauten auf den Prüfstand zu stellen. Denn momentan werden die meisten Materialien verklebt, verleimt oder vergossen. Nach dem Ende ihres Lebenszyklus’ lassen sie sich nicht mehr sortenrein trennen, landen dann als Bauschutt auf der Deponie oder als minderwertiges Füllmaterial im Straßen- oder Tiefbau. Das bedeutet: Zirkuläres Bauen beginnt bei der Planung eines Neubaus, die bereits den Rückbau mitdenkt. Das Gebäude wird zum Rohstofflager für spätere Projekte. In diesem Zusammenhang wird auch von „Urban Mining“ gesprochen.

Nachhaltigkeit im Bauwesen: Mit diesen Schritten geht es voran

Auf der Baustelle kann Abfall unter anderem durch modulares Bauen mit vorgefertigten Teilen reduziert werden. Die in der Fabrik hergestellten Gebäudekomponenten werden auf die Baustelle geliefert und dort verbaut. Das modulare Bauen ermöglicht eine präzisere Planung, vermeidet Abfall und Rohstoffverschwendung. Außerdem geht es oft schneller.

Ein weiterer Teil der Lösung könnte darin bestehen, existierende Gebäude weniger leichtfertig abzureißen. In vielen Fällen können sie modernisiert, in Stand gesetzt oder auch durch Um- oder Anbauten einer zeitgemäßen Nutzung zugeführt werden. So lassen sich leerstehende Büroflächen beispielsweise in Wohnungen umwandeln. Denn nicht nur der Neubau, auch der Abriss eines Hauses erfordert Energie und Ressourcen.

Die Umweltschutzorganisation WWF geht davon aus, dass sich der Rohstoffverbrauch im Hochbau durch zirkuläres Wirtschaften um bis zu 26 Prozent reduzieren lässt. Ebenso wie in anderen Bereichen die Reparierbarkeit von Produkten als Weg aus der Wegwerfgesellschaft gefordert wird, sollte das auch beim nachhaltigen Bauen der Fall sein.

Auf der belektro widmet sich die Veranstaltung „Lust auf Licht und zirkuläres Bauen“ von German Architects und der Architektenkammer Berlin am 5. November 2024 von 12.45 Uhr bis 16.30 Uhr dem Klimaschutz im Bauwesen. Darin geht es unter anderem um den Beitrag, den die Lichtplanung zur Nachhaltigkeit eines Gebäudes leisten kann.